Information zur Umfrage unter den österreichischen PfarrgemeinderätInnen
Österreichs PfarrgemeinderätInnen wurden mit Blick auf die Pfarrgemeinderatswahl am 20. März 2022 online zu ihrem Selbstverständnis befragt.
Die rund 3.000 Rückmeldungen bringen damit die Meinungen und Standpunkte der aktiven Pfarrge-meinderätInnen Österreichs zum Ausdruck. So liegt die aktuell umfassendste Befragung zum Status Quo und den Perspektiven in den rund 3.000 Pfarren des Landes vor, die im Auftrag der Konferenz der Pfarrgemeinderatsreferent/innen der österreichischen Diözesen im Herbst 2021 von "mresearch" (www.mresearch.at) durchgeführt worden ist.
Acht von zehn PfarrgemeinderätInnen haben zudem die Möglichkeit genutzt, Ideen sowie persönliche Botschaften in offener Form zu transportieren. Diese mehr als 2.400 teilweise umfassenden Rückmel-dungen werden in den nächsten Wochen ergänzend zu den statistischen Ergebnissen ausgewertet.
Geht es nach den Befragten, werden gerade die lokalen Strukturen rund um den Kirchturm weiter an Bedeutung gewinnen. Für viele sind sie Orte, an denen Gemeinschaft erfahrbar ist und wo Sinnstiften-des für die Gesellschaft aber auch für sich selbst geleistet wird. PfarrgemeinderätInnen engagieren sich, um Kirche vor Ort zu gestalten und etwas bewegen zu können.
“Kirche wird vor Ort gemeinsam mit den Menschen gestaltet. Pfarrgemeinderat sucht gemeinsame Wege. Die Jüngeren und diejenigen, die noch nicht so lange im PGR mitarbeiten, sehen ihre Arbeit mehr als VertreterInnen der KatholikIn-nen und wünschen sich den PGR mehr als Entscheidungsgremium“.
Mag. Klaudia Achleitner Geschäftsführerin der Konferenz der Österreichischen PfarrgemeinderatsreferentInnen.
Pfarrgemeinderäte gestalten Kirche vor Ort und bewegen etwas
Fast 90 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der Pfarrgemeinderat „für das kirchliche Leben sehr wichtig ist“. Annähernd ebenso viele BefragungsteilnehmerInnen fühlen sich handlungsfähig und wirksam: Sie stimmen zu, dass sie „für die Kirche am Ort etwas bewegen können“.
82% schätzen am Pfarrgemeinderat, dass sie „mitreden (im Sinne von Richtungsentscheidungen im Gremium treffen) können“. Bei den drei wichtigsten Aufgaben des PGR folgt nach der allgemeinen Aussage „das kirchliche Leben vor Ort gestalten“ (70%) als erste spezielle Aufgabe mit 42% „dafür zu sorgen, dass die Menschen, die hier leben, die christliche Botschaft spüren“. Zwei Drittel erleben es als bereichernd und erfüllend, „Projekte gemeinsam umzusetzen“.
Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte packen an und verstehen sich als handlungsstark und konkret. Gleichzeitig geben 44% Prozent an, das zu tun, damit „der Glaube lebt“.
Im Pfarrgemeinderat entsteht Sinnstiftendes - für die Pfarrgemeinde und für die Mitglieder des Pfarrgemeinderates selber.
90 Prozent gaben an, dass es ihnen als PfarrgemeinderätInnen Freude bereitet, etwas „Sinnvolles tun“ zu können. PfarrgemeinderätInnen packen an, helfen mit, um Kirche vor Ort zu beleben, zu gestalten und für die Menschen spürbar zu machen. Immerhin 40 Prozent sagen, dass sie Ideen einbringen und umsetzen können. Sinnhaftes und Glaubens-Vertiefendes soll auch die gesamte Pfarrgemeinde be-kommen: Hohe Bedeutung hat die Gestaltung des kirchlichen Lebens vor Ort (69%) und mit den Men-schen ein Ort zu sein, wo die christliche Botschaft gelebt und vertieft wird (76%).
Auf die Frage, was in der PGR-Periode 2017-2022 besonders gelungen ist, rangieren das Erhalten und Erneuern kirchlicher Gebäude (80%) vor der Weiterführung bewährter Angebote, wie Gottesdienste, Veranstaltungen und Gruppen (78%). Hier stellt sich die Frage, wie diese Antworten ohne Corona-Pandemie ausgefallen wären. Die PGRs denken über sich hinaus und fühlen sich für die Pfarrgemeinde verantwortlich. Ein Drittel der Befragten sieht sich – über das Setzen von Angeboten hinaus - in der Funktion, „gastfreund-lich auf die Menschen vor Ort zuzugehen.“
Sitzungskultur sehen Jüngere als ausbaubar
Die Zufriedenheit mit der eigenen Sitzungstätigkeit ist insgesamt groß: Auf die Frage, was ihre Tätigkeit im Pfarrgemeinderat beeinträchtigt hat, geben 40% an, dass sie keine Beeinträchtigung ihres Wirkens sehen.
Ein Drittel, unter ihnen vor allem jüngere Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte geben an, dass sie die Sitzungen als uneffizient empfinden.
Gemeinschaft wird erfahrbar
Auf die Frage, was ihnen als Pfarrgemeinderäte Freude bereitet, gaben 95 Prozent der Befragungsteil-nehmer/innen an, „etwas für die Gemeinschaft tun“ zu können. Auf die Frage, was spontan mit der Arbeit im PGR verbunden wird, antworten jeweils 67 Prozent: Gemeinschaft – Zusammenhelfen – Verantwortung, gefolgt von „Meinungen austauschen“ (60%) und „Kompromisse eingehen“ (42%).
Die Gemeinschaft wird offen gesehen: Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte sehen die Gestaltung der Kirche am Ort als eine Angelegenheit der gesamten Pfarrgemeinde. Sie denken partizipativ, beteiligend.
Menschen zu beteiligen gehört aus der Sicht der Befragten zu den drei wichtigsten Aufgaben des PGR. Die Stärkung durch die von Rom ausgerufene Synode zum Thema „Gemeinschaft - Teilhabe - Sendung“ verspricht hier einiges an Rückenwind.
Die lokalen Strukturen rund um den Kirchturm gewinnen weiter an Bedeutung
Fast 80 Prozent der BefragungsteilnehmerInnen glauben, dass der Pfarrgemeinderat und damit die Bedeutung stark ehrenamtlich getragener Strukturen für die Kirche am Ort zunehmen wird. Den PfarrgemeinderätInnen ist bewusst, dass der Pfarrgemeinderat die Kirche in Zukunft zeitgemäßer denken muss (85%) und dabei noch mehr zur Schnittstelle wird, um Neues und Bewährtes zusammenzuführen. Drei Viertel der Befragten denken, dass der Pfarrgemeinderat die seelsorgliche Kompetenz weiter aus-bauen muss.
Das sollte ihm gut gelingen: Im Rückblick auf die PGR-Periode 2017-22 gaben 82 % der Befragten an, neue Akzente im Bereich „Liturgie. Feste im Jahreskreis“ gesetzt zu haben. Neue Akzente gab es auch im Bereich der Verkündigung: „Sakramentenvorbereitung“ (73%) und „Öffentlichkeitsarbeit“ (67%). Dann folgt schon die „Caritas, soziale Themen“ mit 60%. Immerhin 56% geben an, sicher bedingt durch die Corona-Pandemie, Schritte in der digitalen Kommunikation zu setzen und die digita-len Medien auch als Mittel der Verkündigung zu nutzen.
Kirche vor Ort hat Zukunft
Acht von zehn PfarrgemeinderätInnen geben an, dass die Pfarre immer ein Ort sein wird, wo gebetet wird und Gottesdienst gefeiert werden wird. Wie das gut gelingen kann, beantworten die Befragten so: durch das Einbeziehen der Menschen (79%), durch die Verstärkung der überpfarrliche Zusammenarbeit (69%) und die Konzentration auf pastorale und seelsorgliche Aufgaben (61%).
Die Online-Befragung der österreichischen Pfarrgemeinderäte wurde im September 2021 durchgeführt. Sie erhob ein Stimmungsbild unter den PfarrgemeinderätInnen und erfragte deren Einschätzung zur Zukunft der Pfarrgemeinderäte. Sie zeigt die starke Verbundenheit der Pfarrgemeinderäte mit den Pfarrgemeinden, deren Motivation, sich für die Gestaltung der Kirche am Ort einzusetzen, und deren positive Zukunftssicht.