Trotz Pandemie zeigen erste Hochrechnungen der Pfarrgemeinderatswahl 2022: Menschen sind bereit sich weiter für Ihre Pfarrgemeinden zu engagieren.
20.3.22, Stand 18:00 Uhr, Auszählungsgrad bei rund 55%
3.000 Pfarren, rund 300.000 abgegebene Stimmen, Tausende gewählte KandidatInnen: Mit der Pfarrgemeinderatswahl ging an diesem Wochenende in Österreichs Pfarren eine der größten Wahlen des Landes über die Bühne.
Das Ergebnis dieses Wahlsonntags beeinflusst die kleinsten und die größten Gemeinden in allen Bundesländern Österreichs. Immerhin stellten sich die Ehrenamtlichen dieser Wahl, um in den kommenden fünf Jahren die Zukunft ihrer Pfarre aktiv mitzugestalten.
Zwar hat die Covid-Pandemie kirchliches Leben und damit die Vorbereitung massiv beeinflusst, dennoch sind die Verantwortlichen zufrieden: „Mein großer Dank richtet sich an die rund 28.000 Frauen und Männer in den bestehenden Pfarrgemeinderäten und die vielen helfenden Hände und vor allem Ohren in ganz Österreich. Noch nie zuvor waren die Rahmenbedingungen fordernder als 2022“, sagt Klaudia Achleitner. Die Salzburgerin ist die Sprecherin der österreichweiten Pfarrgemeinderats-Konferenz (PGRÖ).
Für alle, die ihre Stimmen abgegeben und damit die Möglichkeit zur Basisdemokratie in der katholischen Kirche genutzt haben, gibt es ein besonders herzliches „Vergelt’s Gott“ von Klaudia Achleitner und Bischof Josef Marketz. Der Diözesanbischof von Gurk-Klagenfurt ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Pfarrgemeinderäte (PGR) zuständig.
Ein erstes Zwischenergebnis zur Wahl
Noch sind auf Grund der unterschiedlichen Wahlmodelle nicht alle Stimmen ausgezählt, eine erste Tendenz lässt sich jedoch bereits erkennen: Bei einem Auszählungsgrad von ca. 55 % zeichnet sich bereits am Abend des Wahltages ein erstes Ergebnis ab.
Es war für alle OrganisatorInnen ein vorhersehbares Bild, das sich bei der ersten Zusammenschau der Daten zeigte. Mit einer Wahlbeteiligung von knapp 14 % konnte das Ergebnis von 2017 nicht ganz gehalten werden. Abgesehen von der Corona-Pandemie führten auch „hausgemachte“ Probleme der Kirche, aber auch generelle gesellschaftliche Veränderungen zu diesem Resultat. „Was uns trotzdem sehr freut, ist, dass der Anteil der neuen PfarrgemeinderätInnen österreichweit bei rund 45 % liegt“, beschreibt Achleitner die vorläufigen Ergebnisse.
Welche Rollen Briefwahl und Internet spielten
Viel Kreativität aus den Pfarren selbst, sowie von den diözesanen und landesweiten OrganisatorInnen sowie und die Nutzung digitaler Medien machten es möglich, auch für die kommenden Jahre wieder viele Menschen dafür zu begeistern, Zeit, Ideen und Talente für ihre Pfarren zu geben.
Ein starker Anstieg der Briefwahl hat dazu geführt, dass rund jede fünfte wahlberechtigte Person in ganz Österreich davon Gebrauch gemacht hat.
So hat die Pandemie Pfarrleben und Wahl erschwert
Dabei hat die Corona-Pandemie in den vergangenen beiden Jahren das Leben in den Pfarren wesentlich beeinflusst. Gelitten haben Fixpunkte wie Gottesdienste, Pfarrcafés und Pfarrfeste. Ob Palmsonntag, Erntedank, Erstkommunion, Firmung oder Kindermette: Vieles musste zur Sicherheit aller verschoben oder ganz abgesagt werden. Gerade an diesen beliebten und in der katholischen Kirche so wichtigen Terminen sind PfarrgemeinderätInnen stark beteiligt. Sie organisieren, laden ein, führen durch, begleiten und hören zu.
„Auch wenn wir kurz vor der Wahl wieder in einen ‚normaleren‘ Modus gewechselt sind, haben die vergangenen zwei Jahre die Wahl und vor allem die Phase der KandidatInnenfindung stark beeinflusst“, sagt Klaudia Achleitner über die Auswirkung von Covid auf die Wahl. „Die vielen kreativen Lösungen wie etwa Online-Kirchenstammtische, Kirchenspaziergänge, Telefonate oder einfach das Postkartenschreiben haben Kontakt und Nähe ermöglicht, als es ,Abstand halten‘ hieß.“ Was von diesen neuen Formen des Miteinanders weitergeführt werde, liege künftig in den Händen der neuen PfarrgemeinderätInnen, erklärt Achleitner. Als Pfarrgemeinderatsreferentin hat sie selbst mit ihrem Team in der Erzdiözese Salzburg mehr als 200 Pfarren auf deren Weg zur Wahl begleitet.
Mehr als eine Wahl: Hier gewinnen die Menschen
Um weit mehr als die bloße Wahlbeteiligung geht es bei der PGR-Wahl. Der demokratische Akt, der mit dem Wahltag abgeschlossen wurde, zeigte schon viel früher eine positive Wirkung. In den vergangenen Phasen – KandidatInnen-Findung oder Wahlvorbereitung etwa – lag der Fokus darauf, Personen für eine mögliche Kandidatur anzusprechen. Es geht bei der Wahl auch immer darum, das Gremium personell gut aufzustellen und jene Personen zu gewinnen, die noch fehlen.
Bürgermeister von Oberndorf bei Salzburg Georg Djundja und Klaudia Achleitner
Klaudia Achleitner: „Die Wahl ist auch eine große Chance für das Gewinnen neuer Talente, Sichtweisen und Fähigkeiten. Dieses Potenzial ist der Motor für die Transformation zu einer zeitgemäßen Kirche. Dieser Prozess hat schon länger begonnen und die PGR-Wahl befördert diesen Transformationsprozess.“ Unverändert wichtig bleibe es, junge Menschen anzusprechen und zu gewinnen.
Blick in große Umfrage: Was motiviert und bewegt in den Pfarren?
Das Leben in der eigenen Pfarre mitzugestalten, damit etwas zu bewegen, möglichst viele Menschen aus der Gemeinde miteinzubeziehen und dazu die christliche Botschaft zu vermitteln – das gehört zu den wichtigsten Aufgaben der PfarrgemeinderätInnen. Das betonten etwa zwei Drittel von insgesamt rund 3.000 PfarrgemeinderätInnen, die 2021 an einer groß angelegten Studie teilnahmen.
Was ihnen bei der Arbeit im PGR die meiste Freude bereitet? Bei dieser Frage kreuzte die Mehrheit die Antwort „Dass ich etwas für die Gemeinschaft tun kann“, gefolgt von „Ich kann etwas Sinnvolles tun“ und „Mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen“ an.
Mehrheitlich überzeugt sind die Befragten davon, dass die Bedeutung des Pfarrgemeinderats und damit die Bedeutung von lokalen Strukturen, die ehrenamtlich getragen werden, vor Ort künftig zunehmen werden. Damit wird die Pfarre als Ort, an dem sinnstiftende Gemeinschaft erfahrbar ist, gefestigt.
Mit einem endgültigen Ergebnis ist in ca. 2 Wochen zu rechnen. Für diözesane Detailergebnisse stehen ihnen die jeweiligen diözesanen AnsprechpartnerInnen zur Verfügung.